Beinahe hätte ich doch dieses zweite Telefonat vergessen, von dem ich Ihnen ja noch erzählen wollte.
Ich versuch mal die “Ausgangslage” zu beschreiben, die “Eingangssituation” – ohne erkennbar zu machen, mit wem ich sprach oder wen ich ursprünglich habe sprechen wollen. Ich möchte nie jemanden in Verlegenheit bringen, wenn sich das vermeiden lässt. Und hier lässt es sich vermeiden.
Das Telefonat Numero Uno hatte mich ja schwerst verdutzt, insbesondere, weil das ja nun nun seit Tagen so ging, dass jeder, wirklich jeder Gesprächspartner, mir inhaltlich ganz ausdrücklich zustimmte – aber “die Angelegenheit”, also das “Politikum” gleichwohl für beendet erklärte. Einfach so. Ohne Gründe zu nennen.
Niemand hatte dafür schlüssige Argumente, Gründe, die man hätte gelten lassen können. Es sollte einfach nur Schluß sein, mit meiner Fragerei, der Nachbohrerei, einfach nur: Schluß. Und zwar: ohne weitere Debatte.
Du hast zwar vollkommen Recht, Müller – aber wir behalten die Ruhe. Schwamm ist schon drüber. Keine Last mehr mit der Totlast.
Und da dachte ich mir, o.k., in diesem Umfeld kannst du wohl nichts anderes erwarten, – sprich doch mal mit jemandem, der nicht aus dieser Stadt ist, der nicht “verbandelt” ist, keine Interessen zu wahren hat, die nicht die der Stiftung sind. Der aber dennoch den Sachverhalt genau kennt und ihn deshalb sehr gut beurteilen kann. Fragst da mal nach einer Einschätzung.
Wie immer landete ich “im Vorzimmer”. Und im Vorzimmer, das haben Sie vielleicht auch schon bemerkt, sitzen allseits bereite und sehr sehr geübte Abschirm-Herrinnen.
Diese klopfte erst mich, dann mein Anliegen gründlich ab. Ich gab bereitwillig Auskunft – muß man, anders kommt man nicht durch. Und wie ich die Geschichte so erzählte und auf den Brief an das Kuratorium zu sprechen kam, da fragte sie mich, was denn drin stand, was denn das genaue Anliegen gewesen seie. Ohne große Umschweife fing ich mit dem Beginn des Schreibens an und sagte ich, dass ich zunächst den Oberbürgermeister zur Niederlegung des Vorsitzes des Kuratoriums aufgefordert habe und dann…
Dann ist es passiert. Das.
Natürlich nicht so lang, gerade so lang, wie eine gute und ansonsten bis in die Haarspitzen kontrollierte Abschirmherrin braucht, um sich wieder zu fangen. Nicht lang genug, als dass ich mich von meiner Überraschung erholen und hätte mit einstimmen können. Genauso unvermittelt, wie sie zu lachen begonnen hatte, ging sie ansatz- und übergangslos zu weiteren Fragen über, ganz so, als seie nichts gewesen…
Ich habe oft Menschen zum Lachen gebracht. Meist mit, aber zuweilen auch ohne Vorsatz. Ich wurde oft an- und manchmal auch ausgelacht. Aber immer habe ich gewußt, warum jemand lachte, was es war, dass ihn dazu brachte, selbst wenn ich manche Art von Humor nicht teilen kann.
Dieses Lachen wird mir in Erinnerung bleiben. Es war das erste Mal, dass ich ein Lachen ganz und gar nicht verstand. Ich fühlte mich nicht ausgelacht, hatte aber auch keine Pointe gesetzt, die dieses Lachen wert gewesen wäre. Ich hatte sachlich einen Vorgang geschildert, ein ernsthaftes Anliegen, – und das löste eine solche Heiterkeit aus ! ?
Eines war diese Heiterkeit ohne Zweifel: spontan. Und sehr echt. Aber welchem Umstand sie galt, das weiß ich auch jetzt noch nicht. Das Lachen ließ mich ratlos zurück. Keine Ahnung, ob mein Anliegen überhaupt dem zugetragen wurde, den ich hatte sprechen wollen. Den erbetenen Rückruf erhielt ich jedenfalls nicht.
Vielleicht lachen die beiden ja jetzt gemeinsam. Und kommen da gar nicht mehr raus…
Und wenn ich jetzt nicht langsam die Tasche packe, dann muss ich noch ohne los…