Zurüruck zum Inhalt

“Die wichtigsten Hindernisse haben wir alle übersprungen.”

Dienstag, 3. August 2010, geschrieben von Mimi Müller

Das sagte Herr Sauerland am 17. Juni auf eine Frage zum Vorbereitungsstand der Loveparade, ( zu sehen im Bericht von „Monitor“. )

„Die wichtigsten Hindernisse haben wir alle übersprungen“.

Die Wortwahl erwies sich auf makabre Weise als zutreffend. Die Hindernisse waren nicht ausgeräumt,  – sie waren übersprungen worden.  Für viele wurden sie zur tödlichen Falle,  zur Gefahr für Leib und Leben.

Am 18. Juni,  also am Tag nach diesem Interview, findet eine Sitzung bei Lopavent statt, in der eine Hürde plötzlich doch noch im Wege stand, ein weiteres Hinderniss, das einem in die Parade zu fahren drohte.  Das  Protokoll dieser Sitzung findet auch im Monitorbericht Erwähnung. Auf ihm vermerkt Dezernent Dressler handschriftlich, daß er nach Kenntnisnahme  Zuständigkeit und Verantwortung ablehnt.

Noch ein weiteres Protokoll steht uns zur Verfügung: Das Besprechungsprotokoll einer Sitzung im Ratssaal vom 15. Juli,  das Protokoll der Abschlussbesprechung. Jedenfalls liest es sich so. Diese Dokumente habe ich als PDF-Datei dem Internet entnommen, ich glaube, den Seiten der Rheinischen Post. Sie werden Sie sicher ebenfalls problemlos auffinden können, was es Ihnen leichter macht, ebenfalls Fragen zu stellen. Öffentlich zugänglich und in der Datei enthalten ist die abschließend erteilte Genehmigung. Technisch bin ich mal wieder nicht in der Lage das hier einzustellen,  aber sie werden das schon finden, es ist nur eine Datei, die alle Dokumente enthält.

Diese drei Dokumenten sind alles was wir haben. Sonst nichts, außer dem was in den Zeitungen steht und von dem wir nicht wissen, ob es wahr ist. Wir haben nur die Kenntnisse, die wir aus unserem Leben in dieser Stadt mitbringen, unsere Erfahrung des Umganges mit Politik und Verwaltungen, unsere persönlichen Eindrücke der vergangenen Jahre. Und wir haben Bilder: vom Tunnel, von der Rampe, von dieser unseligen Pressekonferenz. Und ebenso zahlreiche Bilder, Interviews, aus der Zeit vorher – auch wenn manches in den Internet-Zeitungsarchiven plötzlich nicht mehr aufzufinden ist….

Ich möchte mich zunächst diesen beiden Protokollen zuwenden.  Will man wahrhaftig verstehen, was geschah und wie es hat geschehen können, darf man eines nicht versäumen: Sich die Situationen und Orte, die Menschen, die anwesend waren, zu „vergegenwärtigen.“ Wenn in den Zeitungen von  Druck die Rede ist, muß man sich vorstellen, wie sich Druck anfühlt, aus eigener Anschauung, im eigenen Leben, als Mensch. Wenn von Euphorie geredet wird, sollte man sich in eine solche Stimmung versetzen. Nachempfinden. Man erhält für solche Vorstellungen immer Anhaltspunkte: durch das Umfeld, die Wortwahl des Protokollanten, persönliches Erleben von teilnehmenden Personen, deren Stil in der Öffentlichkeit. Wenn man sich ein wenig bemüht, dann bekommt man eine Ahnung von dem, was die Beteiligten bewegt haben mochte, was nicht Ursache, aber Teil dieser Tragödie war, – was juristisch nicht relevant, für die Frage nach der Verantwortung aber wesentlich ist. Auch unser aller Verantwortung. Denn das werden wir auch feststellen müssen, ganz zuletzt: ob auch wir Verantwortung hatten – und sie nicht wahrnahmen.

Dann werden neue, weitergehende Fragen zu stellen sein….

Jetzt haben wir nur 2 Protokolle und eine Genehmigung. Anhaltspunkte für weitere Gedanken. Fangen wir an sie uns zu machen….